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Blücher Hanfernte TOP Kopie

Hanf

Hanfkalk besteht im Wesentlichen aus 3 Komponenten:

  • Kalk als Hauptbestandteil des Bindemittels,
  • Hanfschäben als Zuschlagsstoff und
  • Wasser.

Nutzhanf – Ein Wegbereiter der Rohstoffwende

Hanf ist eine der wichtigsten Nutzpflanzen neben Flachs, Miscanthus und schnell wachsenden Bäumen wie Weide. Genutzt wird Industriehanf mit einem THC-Gehalt von weniger als 1%, der hauptsächlich für die Faser-Gewinnung (Textilfasern für Bekleidung, Hanf- Stopfwolle, Vlies- und Filzherstellung und als Halbzeug für Faserverstärkung in Polymerwerkstoffen) angebaut wird. Aus den Hanfsamen werden Öle gewonnen, die in Kosmetika, Arznei- und Lebensmitteln ihre Anwendung finden.

IMG 7851 copy Schäben Nüsse Hanf

Nützliche Eigenschaften für die Landwirtschaft

Eine Hanfpflanze wächst in 18 Wochen auf eine Größe von 3-4 m und produziert damit viel Rohfaser. Sie bevorzugt dabei tiefgründige, humose und N-reiche Böden mit guter Wasserversorgung. Hanf bereinigt den Standort und ist zudem auch eine sehr gute Vorfrucht vor Weizen. Für Landwirte ist Hanf insbesondere attraktiv, weil er eine Grunddüngung zur Aussaat, aber keinen Pflanzenschutz braucht, denn er ist ungenießbar für Insekten. Ebenso braucht Hanf keine Herbizide, weil er zu schnell für jedes konkurrierende Unkraut wächst.Der Stiel der Hanfpflanze, besteht aus einem innenliegenden hohlen, holzigen Kern und einer Außenhaut mit langen Fasern. Dieser Kern ist von einer sehr offenen schwammartigen Struktur.

Bei der Feldröste verbleiben die geschnittenen Hanfstiele im Schwad mehrere Wochen auf dem Acker. Während dieses komplexen mikrobiologischen Prozesses werden Lignin und Pektine abgebaut. Damit lassen sich Holzanteile des Stängels leichter von den Fasern trennen. Die Bastfaserbündel zerfasern besser und nebenbei wird sowohl das Hanfstroh als auch das Fasermaterial weicher und flexibler.Es verbleiben also nach weiterer Verarbeitung der Stiele zwei Materialien - Schäben und Fasern. Die Schäben wurden für viele Jahre als unbrauchbares Nebenprodukt betrachtet und hauptsächlich als Pferdeeinstreu an Stallungen und Farmen verkauft. Dabei haben Schäben und Fasern beide Eigenschaften, die sie besonders nützlich für den Hochbau machen.

 

Hanfstiel

Nützliche Eigenschaften für den Hochbau

Hanf hat als hygroskopisches Material das Vermögen, große Mengen an Feuchtigkeit zu regulieren. Dass heißt, bei zu hoher Luftfeuchte wird diese im Hanf gespeichert und bei zu geringer Luftfeuchte wird die gespeicherte Feuchtigkeit wieder abgegeben. Damit wird eine Gleichgewichtsfeuchte angestrebt, die ein angenehmes Raumklima schafft. Dabei ist Hanf ist gegen Wasser außerordentlich widerstandsfähig. Direkte Nässe sollte jedoch, wie bei allen Baustoffen, vermieden werden. Kommt es dennoch zu einem ungewollten Feuchtigkeitseintritt, so ist die Wasserresistenz des Hanfes hinlänglich bekannt (jeder Klempner verdichtet Wasserrohre mit Hanf). Grundsätzlich ist konstruktiv darauf zu achten, dass die Feuchtigkeit wieder an die Außenluft abgegeben werden kann, d.h. eine diffusionsoffene Bauweise wird von bauphysikalischer Seite dringend empfohlen.

Hanffasern sind extrem fest und Widerstandsfähig und Hanf besitzt außerdem ausgezeichnete thermischen Eigenschaften (thermische Leitfähigkeit von 0,048 W/m•K) von denen auch der Hanfkalk profitiert.

an unstained Cross section of industriel hemp

Auf Qualität achten

Die Größe und Proportion der Hanfschäben ist vom Typ der Faseraufbereitungsanlage abhängig. Je nach Verwendung trägt die Länge der Schäben zu den gewünschten Eigenschaften der Mischung bei. Während längere Schäben im Hanfkalk sich positiv auf das Wärmeverhalten und die Wasserdampfdurchlässigkeit auswirken, werden kurze, granulatartige Feinschäben für ein dichteres Material wie Putz oder Mörtel verwendet.

Für eine gut funktionierende Hanfkalkmischung sollten die einzelnen Hanfschäben aus Gründen der Verarbeitbarkeit eine Länge von 10mm-25mm besitzen. Sie müssen trocken und frei von Verunreinigungen sein. Bei der Wahl der Schäben sollte auch auf ein Minimum an Schäden durch die Röste geachtet werden.

Während dunkle Flecken im Stengelmark auf überrösteten und damit minderwertigen Hanf hinweisen, spricht eine grüner Stengel für eine ungenügende Röste. Zudem sollten die Schäben so wenig Feinstaubanteile wie möglich enthalten, da diese durch ihre große spezifische Oberfläche, dem Kalk, das zur Erhärtung notwendige Wasser, entziehen können.

Hanf aus der Region und Nachbarländern

Für die Unterstützung einer stärkeren Entwicklung des Hanfanbaus in Deutschland, sind regionale Produkte zu bevorzugen. Optional sind von einzelnen Herstellern aus Frankreich, Italien und Großbritannien über ihre mineralischen Bindemittel hinaus auch deren Hanfschäben in Deutschland erhältlich.

Brandschutz

Eine Vorbehandlung der Schäben mit Brandhemmer oder Fungiziden ist in Verwendung mit einem auf Kalk basierten Bindemittel nicht notwendig. Ist erst einmal die Hanfkalkmischung verarbeitet, bietet der Kalk im Bindemittel einen wirksamen Schutz vor Insekten, Feuchtigkeit und Feuer.

Bauphysikalische Eigenschaften

(am Produktbeispiel Hanf-Lehm Schallschüttung der Hanffaser Uckermark)

Bauaufsichtliche Zulassung: ETA-11/0127
Temperaturleitwertα = 0,153 mm²/s
Wärmedurchgangswert (statisch)λ = 0,065 W/mK
Wärmeverlustwert (dynamisch)1/b = 0,006 m²K/W√s
Trittschallminderung bei 140 mm (+50 mm Estrich) 30 dB
Trittschallminderung bei 100 mm (+Trockenestrich(60kg/m²))25 dB
dynamische Steifigkeit (100 mm) 27 MN/m³
Brandschutzklasse E (entspricht der alten B2)
spezifischer Strömungswiderstand391 Pa s/m
längenbezogener Strömungswiderstand 3,8 kPa s/m²
Druckspannung bei 10% Stauchung 25 kPa
Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahl µ = 2 - 3
Dichte (trocken) 220 - 250 kg/m³